TWI035 - Vergnügungssteuer

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Rühlerfelder Bürgermeister und Twister Bürgermeisterin zahlen Vergnügungssteuer an die Nazis

Am 25. April 1945 wurde in Regionen des Deutschen Reiches, speziell um die Reichshauptstadt Berlin, noch gekämpft. An diesem Tag machten sich die amtierende Bürgermeisterin Elisabeth Plogmann (Gemeinde Hesepertwist) und amtierender Bürgermeister Hermann Lemper (Gemeinde Rühle) auf den Weg zur Kreisverwaltung in Meppen und entrichteten 24 Reichsmark Vergnügungssteuer in die Kreiskasse.
 
Artikel von Manfred Fickers in der Zeitung MT v. 17.10.2017 (lt. Internet, aufgerufen am 05.11.2021)
 
Der Bürgermeister Lemper war eine Hochgeachtete Person. Wer durch Rühle, Rühlerfeld und Rühlermoor fährt, kann die Ergebnisse der weitblickenden kommunalpolitischen Arbeit von Bürgermeister Hermann Lemper sehen. In Twist-Rühlerfeld ist eine Straße nach ihm benannt. Geboren am 25. Februar 1895 in Suddendorf bei Schüttorf, baute Lemper sich gemeinsam mit seiner Ehefrau Maria ab 1930 auf dem zur Kultivierung freigegebenen Grundstück Rühlerfeld Nr. 112 eine Existenz als Landwirt auf. Die Bedingungen für die Siedler waren schwierig. Die Schule in Rühle war überfüllt, deshalb müssen die Kinder in einer Baracke in Rühlermoor zur Schule gehen, die auch als Kirche diente. 1933 wurde die heutige Christophorusschule in Rühlerfeld fertig.

1940 ernannten die Nationalsozialisten Lemper zum Bürgermeister der Gemeinde Rühle. Die Britische Militärregierung ließ ihn 1945 im Amt, weil er sich nichts hatte zuschulden kommen lassen. Von den Wählern wurde er bis zu seinem Tod in seinem Amt bestätigt, ab 1948 vertrat er die Gemeinde im Kreistag Meppen. Was seine Wähler überzeugte, war, dass der Vater von fünf Kindern stetig um Verbesserung der schwierigen Lebensbedingungen bemüht war. Pioniergeist zeigte er nicht nur auf seinem landwirtschaftlichen Betrieb, sondern in der gesamten Gemeinde. Straßen mussten gebaut werden, eine Wasserversorgung entstand in seiner Amtszeit, die Wohnungsnot wurde durch Erschließung neuer Baugebiet gelindert. So entstand ab 1951 die Siedlung Rühlerfeld, in der eine Straße nach Hermann Lemper genannt wurde. Durch den Zuzug von Flüchtlingen und Arbeitern der Ölfirmen waren die Schulen überfüllt. 136 Kinder mussten 1947 in der kleinen Rühler Dorfschule unterrichtet werden. Als Zwischenlösung ließ der Bürgermeister 1948 eine Baracke aufstellen, bevor 1953 ein neues Schulgebäude errichtet wurde. Die Christophorus-Schule in Rühlerfeld ließ er 1956 und 1964 erweitern. In seiner Amtszeit entstand für die Erdölbetriebe ab 1948 das heutige Industriegebiet Am Kreisforst. 1956 kam als Großunternehmen die Firma Scado, heute DSM hinzu. Lempers Leistungen als Bürgermeister und Kreistagsmitglied wurde mit dem Bundesverdienstkreuz gewürdigt. Die kirchliche Entwicklung war Lemper wichtig. 1950 machte er den Bau der Marienkapelle in Rühlermoor möglich. Ein Friedhof ist 1958 in Rühle angelegt worden. Bis dahin mussten die Rühler ihre Toten auf dem Friedhof Markstiege in Meppen beerdigen. 1960 wurde in Rühle die neue St. Franz-Xaver-Kirche geweiht. 1961 begann der Bau der Heilig-Kreuz-Kirche und des Kindergartens St. Hermann-Josef in Rühlerfeld. Im Januar 1964 konnte Lemper aus den Händen von Bischof Helmut-Hermann Wittler den päpstlichen Orden „pro ecclesia et Pontifice“ entgegennehmen.

Lemper starb am 17. März 1964 in Rühlerfeld. In einem Nachruf in der Meppener Tagespost vom 19. März wird er als „der rechtschaffene, bescheidene, unermüdlich für seine Mitmenschen tätige Hermann Lemper“ beschrieben, „der alles für seine selbstverständliche Pflicht hielt, selbst dann, wenn er in Zeitnot oder aus Gründen der Sparsamkeit seine halbe Familie mit in den Kommunaldienst einspannte“. Bürgermeister, das war damals ein Ehrenamt, ebenso wie die Arbeit als Standesbeamter für die Gemeinde Rühle.

 

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