TWI030 - Duftstrauch

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Geopark

 ICH SEHE: „Gagelsträucher, die den „Grenzradweg“ säumen…“
 

 

Was ist Gagel?

Gagelsträucher sind moortypische Gehölze, die stark duften und typische Bewohner an den Rändern von Mooren und feuchten Heiden sind. Heute in Naturschutzgebieten kaum mehr zu finden, sind sie im Bargerveen aus Stecklingen gezogen und wieder neu angepflanzt.
 
Wie kam es dazu? Dammarbeiten zur Verbreiterung und Sicherung des Grenzdeiches, erforderten Neuanpflanzungen der heimischen Moorpflanzen, wie z.B. Faulbäume, Eberschen, Eichen und Gagelsträucher.
 
Gleichzeitig wurde ein kleiner Pfad zum Grenzstein 160 III errichtet. Dieser war bis dahin im dichten Gagel-Birkenmoorwalddickicht eingebettet und wurde in diesem Zuge freigelegt. Schon vor den Baumaßnahmen wurden Stecklinge gezogen, die nach Abschluss der Arbeiten mit Autochthon, d.h. standorttreuem Material neu angepflanzt werden konnten. Der naturnahe moortypische Saum folgt nun der Grenze. Im nährstoffarmen Moor bezieht er Stickstoff für den Aufbau seiner Proteine über Fadenbakterien an seinen Wurzeln aus der Luft. Zudem ist der Gagelstrauch wichtige Wirtpflanze verschiedener, seltener Insektenarten, wie für Schmetterlinge oder Nachtfalter der Moore.

Berühmt war der Gagelstrauch schon in vorchristlicher Zeit - es gibt Belege aus Dänemark, in denen schon 1500 v. Chr. ein Met aus Honig mit Gagel gewürzt wurde. Noch bedeutsamer war die Verwendung der Blätter, die als Hopfenersatz zum Würzen des Bieres im Mittelalter dienten, dem sog. Grutbier. Der Name der Bierbrauer wurde entsprechend abgeleitet und so gab es viele Familien mit dem Namen Gruter oder Grueter.
 
Heute sind sie wieder im Trend – die Grutbiere - den alten Rezepten folgend. Die „Alte Posthalterei“ in Lingen bietet auf Anfrage Gagelbier an und auch bei den niederländischen Nachbarn sind sie wieder verbreitet. Doch Vorsicht! Manchem steigt der Genuss von zu viel Grutbier mächtig in dem Kopf, sodass Grutbiere angeblich Schwindel und Kopfschmerzen auslösen. Neuere Untersuchungen finden dafür wenig Belege. Es liege wohl eher an der Menge des Alkohols, als an den Inhaltstoffen, die nach neuster Toxikologie als ungiftig gelten.

Die heilende Wirkung der Pflanze als „Zahnmittel“ ist hingegen nachgewiesen und war in Norddeutschland sehr gebräuchlich. Außerdem wurden die stark duftenden Zweige eingesetzt um lästige Insekten, wie Flöhe (sog. Flohkrut) zu vertreiben. In Bremen ist Gagel als Bäckerbusch zur Vertreibung von Grillen (Heimchen) aus den warmen Backstuben bekannt.
 
Und in Europa ist Gagel fast nur noch in geschützten Feuchtgebieten zu finden, so z.B. in atlantischen Klimabereichen. Er steht auf der Liste der gefährdeten Pflanzenarten.

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