TWI001 - Schmuggelgebiet

PDF

Naturpark

Schmuggel durchs Moor

Man sieht sie nicht, man spürt sie nicht und niemand hält Reisende auf, die hinüberwollen: Das gilt heute für die deutsch-niederländische Grenze, die hier direkt neben dem Radweg verläuft. Und das galt auch viele Jahre lang, nachdem 1764 diese Grenzlinie erstmals durch einen internationalen Vertrag festgeschrieben worden war. Erst ab 1880 wurde das Leben für die Menschen, die im Grenzgebiet lebten, kompliziert, denn zuerst das Deutsche Reich und dann auch die niederländischen Nachbarn begannen, Einfuhr-Zölle zu erheben. So begann fast zwangsläufig der Schmuggel.  Denn die ohnehin schon armen Grenzanwohner wurden durch die Handels-Beschränkungen von ihrem wirtschaftlichen Hinterland abgeschnitten.
So blühte um das Jahr 1900 der Viehschmuggel: Viele Rinder, die auf dem Neuenhauser Viehmarkt verkauft wurde, stammten aus den Niederlanden, wo die Preise deutlich niedriger waren. Auch Tabak wurde nicht nur für den Eigenbedarf heimlich über die Grenze geschafft. Zentnerweise wurde die „heiße Ware“ aus den Niederlanden auf deutscher Seite in der Fabrik Scholten in Veldhausen verarbeitet.
Diese Beispiele zeigen, dass ortskundige Schmuggler in den einsamen und unwegsamen Mooren der Grenzregion leichtes Spiel hatten. So war es für Zöllner oftmals unmöglich festzustellen, auf welchem Gebiet genau sie einen potentiellen Schmuggler erwischten: Hatte er schon die Grenze passiert oder nicht? Ab 1903 halfen den Beamten elf „Zwischensteine“ dabei, sich besser zu orientieren. Zwischen Rühlertwist und Hebelermeer ragten diese Markierungen auf Backsteinsockeln weithin sichtbar im baumlosen Moor auf.
Eine lückenlose Überwachung der Grenze war dennoch niemals möglich. Nach dem Ersten und Zweiten Weltkrieg wurde das Schmuggeln sogar zu einer wahren Massenbewegung, da es für viele Familien die einzige Möglichkeit darstellte, in den Genuss von Kaffee, Tabak oder anderen Gütern zu kommen, die in Holland erhältlich und wesentlich preiswerter waren. Denn während der „schlechten Jahre“ lohnte der Schmuggel fast jeder Ware: gute Butter, oude Genever, echter Bohnenkaffee und sogar ganze Schweine kamen heimlich durchs Moor aus den Niederlanden.

Gut zu wissen

Ansprechpartner:in

Int. Naturpark Bourtanger Moor-Veenland e.V.
Ordeniederung 1
49716 Meppen

In der Nähe

Anfahrt

TWI001 - Schmuggelgebiet
49767 Twist