GES021 - Zankapfel

PDF

Naturpark Moor/Veenland
ICH SEHE: „Einen Birkenwald hinter dem Moormuseum und einen Wanderweg, der um das Moormuseum führt…“
 
 

 
Moorbirken - Fluch oder Segen?

 
Im Moor wird um die Birken scharf gestritten: Der primäre Birkenwald ist der Birkenmoorwald, der an Moorrandbereichen (sog. Randgehängen) oder innerhalb höher gelegener Bereiche in Hochmooren vorkommt. Dieser ist bestockt von Moorbirken (Betula pubescens), einer Verwandten der sonst überall häufigen Sandbirke (Betula pendula). Man unterscheidet die beiden Birkenarten an den flauschigen Haaren der jungen Moorbirkenzweige und den abgerundeten Blatträndern gegenüber den gesägten Blättern der Sandbirke.
 
Reine Moorbirkenwälder auf Hochmoorstandorten sind FFH-Schutzgebiete, das heißt, sie sind besonders geschützte Landschaftsbestandteile. Diese kommen im Emsland nur noch als Folge von Austrocknung der Moore als sog. sekundärer Birkenwald vor. Letztere fallen nicht unter diese Schutzkategorie, im Gegenteil: dichte Birkenbestände auf ausgetrockneten Torfkörpern verdunsten mehr Wasser als flächendeckende Bestände mit typischer Hochmoorvegetation. Die Folge: Sie begünstigen das weitere Austrocknen der Moore. Deshalb ist im Rahmen von Renaturierungsprojekten in Hochmooren neben dem Wasseranstau immer auch das Entkusseln, die Beseitigung junger Gehölze, als Grundmaßnahme durchgeführt worden.
 
Heute weiß man, dass dies meist nur zu noch mehr Birken führt. Birkenentnahme macht nur Sinn, wenn zuvor die Wasserhaltung und die Wiedervernässung gesichert ist und darüber hinaus nur an Standorten, an denen eine lichtabhängige, typische Moorvegetation vorhanden ist. Hier kann ein Ringen der Bäume, die ein langsames Absterben zur Folge hat und ein isoliertes Herausnehmen der Birken, Abhilfe leisten.
 
Am Moormuseum lernen Besucher die Birke vor einem anderen Hintergrund kennen: Die Junior Ranger des Naturpark Moor zapfen aus den Rinden den Birkensaft ab – dies ist ein altes Heilmittel aus dem Schatz der Volksmedizin. Der Saft ist vielseitig anwendbar, z.B. als Schönheitselixier für gesunde, glänzende Haare und/ oder als Gesundbrunnen für eine gute Verdauung und/ oder eine Entschlackungskur im Frühjahr. Die moderne Heilpflanzenkunde verwendet Birkenblätter aufgrund ihrer wassertreibenden, nieren- und blasenanregenden Eigenschaften. Sie wirken unterstützend bei Harnwegsinfektionen, Gicht, Cellulitis, Ödemen, dermatologischen und rheumatischen Leiden, Arteriosklerose, Rachitis und Frühlingsmüdigkeit. Die Anregung der Gallensekretion kann einen leicht cholesterinsenkenden Effekt verursachen. Insofern ist die Birke, wie sie hier am Rande des Museumsgeländes wächst, Fluch und Segen zugleich.
 

In der Nähe