Schafe schützen Kulturland
Schafe schützen landschaftliche Schönheit und einzigartige Lebensräume – zum Beispiel hier im Dalum-Wietmarscher Moor. Denn ließe man den Dingen ihren Lauf, wäre die offene Weite des Hochmoores in wenigen Jahren unter Brombeeren, Birken und Büschen verschwunden, in wenigen Jahrzehnten entstünde ein Wald.
Das verhindern mehr als 1.000 Moorschnucken und Bentheimer Landschafe, die im Naturschutzgebiet weiden. Die regionaltypischen alten Schafs-Rassen unterbinden das Wachstum größerer Gehölze im Keim oder sehr kurz danach. Und sie stutzen die typischen Besen- und Glockenheiden, die nach dem tierischen Rückschnitt umso kräftiger neu austreiben.
Was heute dem Erhalt einer seltenen Tier- und Pflanzenwelt dient, sicherte früher den Menschen in den kargen, unfruchtbaren Landstrichen der Geest und der Moore das Überleben. Denn wer hier sesshaft wurde, merkte bald, dass nach Torfstich und Trockenlegung nur sehr magere Böden blieben, auf denen weder Getreide noch andere Feldfrüchte gediehen – auch als Weideland für Rinder taugte die Scholle nicht. Schafe allerdings wurden satt.
Da die wolligen Wiederkäuer auch mit der ähnlich kargen Vegetation auf den Sandböden der Geest zufrieden waren, weideten zigtausend Tiere in der gesamten Region. Allein im Amt Meppen gab es im Jahr 1810 rund 120.000 Schafe. Für ihre Zucht wurden fast alle Wälder gerodet, so dass die Heide im 19. Jahrhundert weiter reichte, als das Auge blicken konnte.
Zwar wurde die Ausbreitung der Heide bereits im 19. Jahrhundert eingedämmt, da sich in den Geest-Gebieten mehr und mehr Binnendünen gebildet hatten. Durch Sand-Überwehungen verschwanden kostbare Ackerflächen und sogar Ortschaften drohten unterm Sand zu verschwinden. Erst in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts jedoch schrumpften die Moore und Heideflächen massiv. Denn der Emslandplan, ein umfassendes Infrastrukturprogramm des Bundes, verfolgte unter anderem das Ziel, große „Ödlandflächen“ mit Tiefpflügen urbar zu machen.
Seit 1980 schützt das niedersächische Moorschutzprogramm verbliebene Hochmoore wie das Dalum-Wietmarscher Moor. Seither sind Schafe nicht mehr Nutztiere, sondern nützliche Helfer. Mit ihrem Appetit erhalten sie den Lebensraum von Heide-Lerchen und Heide-Grashüpfern, von Sonnentau und Moosbeeren.
Gut zu wissen
Ansprechpartner:in
Int. Naturpark Bourtanger Moor - Veenland e.V.
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